Hört auf mit dem Gejammer!

Eigentliche liebe ich den Fußball. Ich liebe die Anspannung vor einem Spiel, das Sehnen nach einem weiteren Sieg und das Zittern in den entscheidenden Momenten. Doch nun zittere ich nicht mehr, ich habe Angst. Vor einem Szenario, woran nicht einmal der kritischste Geist im Vorfeld gedacht hätte: 2. Liga, Montagsspiele auf Sport1 und Partien gegen Sandhausen und Heidenheim. Würde die Tabelle nicht schon seit einigen Wochen diese Dystopie andeuten, würde ich es nicht glauben.

Man könnte nun versuchen, die Absurdität des Ganzen verstehen zu wollen. Anzufangen aufzuarbeiten warum Roger Schmidt keine Lösungen gegen alte Probleme hatte und warum Tayfun Korkut sich nicht als Stabilisator herausstellte. Allein eine Andeutung dieser Liste würde jeglichen Rahmen sprengen. Es wäre aber fatal. Es geht nicht mehr darum, nach hinten zu schauen und mit der Aufarbeitung anzufangen. Auch die teilweise geradezu dogmatische Kritik an den Verantwortlichen und Spielern muss sich hinten anstellen. Ich möchte nicht mehr hören, was man an Schade, Völler und den Spielern auszusetzen hat. Nicht bevor geklärt ist, wo Leverkusen nächste Saison spielt. Es geht um alles, denn es steht die Zukunft des Vereins auf dem Spiel. Für alles andere bleibt dann noch genügend Zeit.

Objektiv betrachtet ist ein Abstieg unwahrscheinlich. Mit einem Sieg aus den letzten drei Spielen hätte Leverkusen 39 Punkte. Um trotz dessen in die Relegation gedrängt zu werden, müssten Mainz, Wolfsburg und Hamburg aufgrund der deutlich schlechteren Tordifferenz eher sieben als sechs Punkte holen und auch der FC Augsburg müsste die Werkself erst noch hinter sich lassen. Zu dieser Objektivität zählt aber auch die enttäuschende Leistung der letzten Spiele, die Tatsache, dass erst ein einziges Spiel unter der Leitung Korkuts gewonnen wurde und es fraglich ist, inwiefern die Spieler mental und physisch für den Abstiegskampf geschaffen sind. Vor einem Jahr wäre dieser eine geforderte Sieg kein Problem gewesen, nun gibt es berechtigte Zweifel.

Ingolstadt wird zum Schicksalort der Bundesliga-Geschichte von Bayer Leverkusen. Ein Sieg dürfte den Klassenerhalt sichern, ein Unentschieden die Entscheidung vertagen und eine Niederlage uns alle an den Rand des Zumutbaren treiben. Pausieren wir also die absolut berechtigte Kritik und geben alles. Denn auch wenn ich normalerweise nichts von Phrasen halte, musste ich nun die schmerzliche Erfahrung machen, dass im Tabellenkeller tatsächlich alles anders ist. Es hilft keine taktische Aufarbeitung mehr, wir brauchen einen Kampf ums Ganze. Es sollten keine Nebenschauplätze mehr ins Blickfeld geraten, wo aktuell alles, was in den letzten Jahren aufgebaut wurde, in Frage gestellt wird. Das sollte für Spieler und Verantwortliche, aber auch für uns Fans gelten.

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