Gastbeitrag: Bayer 04 Fehleranalyse

An dieser Stelle äußere nicht ich mich zu den aktuellen Geschehnissen der Werkself, sondern ich gab Lukas, auf Twitter als @alexis_M_29 zu finden, die Möglichkeit die Hinrunde einzuschätzen.


Das Ziel war klar vorgegeben. Bayer 04 wollte diese Saison die Tabellenspitze attackieren, ja wenn nicht sogar stürzen. Das Team um Bellarabi, Kampl, Leno, Volland und Brandt wurde im Sommer hoch gelobt. Ebenso die Verantwortlichen, allen voran Roger Schmidt, Jonas Boldt und Rudi Völler. Von Kampfparolen bis zu Lobeshymnen war alles vom Bayer zu hören.

Scheitern? Eine Saison wie die letzte? Das wollte niemand im Verein. Auch wenn 2015/2016 das Resultat mit Platz 3 hinter Bayern und Dortmund durchaus gut war. Wie wenig Ideen, eine vom Potenzial her spielstarke Mannschaft, hatte, war eher das Problem. Bayer war ein scheinbar gelähmtes Team. Das System war entschlüsselt.  Es waren nicht alle Spiele schlecht, wie z.B. das 5:0 gegen Gladbach. Bayer siegte zwar, konstant jedoch erst am Ende der Saison. Fast niemand blickte positiv auf die gesamte Saison zurück. In der Championsleague und der Europaleague war man peinlich ausgeschieden. Ebenso im Pokal, gegen den Abstiegskandidaten aus Bremen. Wieso ich das aufzähle? Weil sich Bayer 04 im Moment gar noch schlechter präsentiert.

Wollte man sich nicht weiterentwickeln und konstant guten Fußball spielen? In der Realität spielt das Team konstant schlecht. Man könnte diese Schwächephase, ohne Sicht auf Besserung, mit den vielen Verletzten begründen. Allerdings stehen immer noch Spieler internationaler Klasse, wie Çalhanoğlu, Brandt, Chicharito, Toprak oder Tah auf dem Platz. Trotzdem schied man lächerlich im DFB-Pokal gegen den Provinzklub Sportfreunde Lotte aus. Ein einziger Ausrutscher? Nein. Man verlor 0:3 gegen Hoffenheim, 2:3 gegen Leipzig, die mit einem qualitativ schwächerem Kader und einem weitgehend identischen System ausgestattet waren. Gegen Freiburg spielte man enttäuschend 1:1. Gegen Bremen und Frankfurt verlor Bayer gar 1:2.

Wieso spielt Leverkusen denn nun so schlecht? Ist das System der Grund? Die Verletzungen? Fehlende Reife? Individuelle Fehler? Oder ist es nur Pech im Abschluss? Die Antwort lautet: Von allem Etwas. Wichtige Spieler wie Bellarabi fehlen verletzt. Das darf aber, insbesondere mit diesem Kader, keineswegs eine Ausrede sein. Fehlende Reife kann eher eine Ausrede sein. Ist sie aber nicht. Denn bei einem solch jungen Team, kann man einzelne Ausrutscher entschuldigen, aber nicht sieben Niederlagen, denen nur sechs Siege entgegenstehen. Bayer vergibt zwar häufig Großchancen, liegt aber in puncto Chancenverwertung im Bundesliga-Mittelfeld. Bleiben noch zwei Punkte, die eng miteinander verknüpft sind: Individuelle Fehler und das System an sich. Bayer spielt modernes alternativloses Pressing. Die Folge ist, dass Bayer gegen mitspielende kreative Teams, durch frühes Attackieren oft guten Fußball spielt, gegen Teams, die sich aber ,,hinten reinstellen“ dann jedoch oft ideenlos und anfällig für Konter wirkt. Die Konteranfälligkeit wird meiner Meinung nach vor allem durch individuelle Fehler ausgelöst, denn bei einem Ballverlust ist es das Ziel, möglichst schnell den Ball zurückzugewinnen. Dafür benötigt Schmidt möglichst viele Spieler in Ballnähe. Taktisch agiert das Team dann wie ein Schwarm, der immer gleichzeitig die Richtung ändert. Dieser orientiert sich in erster Linie am Ball. So sind alle Räume in Ballnähe (oft doppelt) besetzt und nur die extrem Ballfernen unbesetzt. Ein Spieler kann mit vollem Risiko in den Zweikampf gehen, in dem Wissen, dass im Falle eines Ballverlustes sein Hintermann ebenfalls den Zweikampf sucht. Diese Art der Vorwärtsverteidigung kann extrem effektiv sein, jedoch nur, wenn auch wirklich jeder Spieler mitzieht und sich keine groben Patzer oder individuelle Fehler erlaubt. Wenn die Spieler also ihre Fehlerquote minimieren würden, könnte man die Konteranfälligkeit beheben. Um jedoch das Offensivspiel zu beleben, müsste Schmidt entweder geduldiger spielen lassen, oder neue taktische Kniffe einführen.

Wie man es dreht und wendet: Am Ende des Tages muss der Trainer dem Team in speziellen Bereichen einen überarbeiteten oder neuen Matchplan mitgeben. Ob Schmidt dies tun wird, oder ein Anderer, werden wir wohl spätestens nächsten Sommer genauer wissen.


Nochmal herzlichen Dank an Lukas für den Beitrag, auf Twitter zu finden unter @alexis_M_29.

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