Goodbye Leverkusen?


Auch wenn die Hinrunde sportlich eine Aneinanderreihung von Tiefpunkten war, bleibt in vielen von uns der Optimismus, die Saison im Schlussspurt zu retten. Die Hoffnung mit dem besten Kader aller Zeiten auch die beste Saison aller Zeiten zu spielen, ist hingegen schon längst unerreichbar geworden. Wieder einmal. Das könnte gefährlich werden, in einem Ausmaß das weit in die nächsten Jahre hinausragt.

Selbst wenn Bayer 04 am Ende der Saison den Einzug in die Championsleague, oder wenigstens die Qualifikation zu dieser, feiern wird, ist dies eigentlich kein Grund zum Feiern. Die Spieler, die dann ihre Freude über die große Moral der Mannschaft und den unglaublichen Siegeswillen im Schlussspurt in die Fernsehmikrofone sagen werden, könnten sich vor den gleichen Pressevertretern einige Wochen später aus Leverkusen verabschieden. Es sind nämlich dieselben Spieler, die bei der letzten Unterzeichnung ihres Vertrages mit der Perspektive unterschrieben, man stehe erst am Anfang einer Entwicklung, könne noch viel erreichen und werde sich klar in der Spitzengruppe der Bundesliga etablieren. Pustekuchen.

Ömer Toprak wird den ersten Schritt machen. Seinen Abgang, voraussichtlich zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund, bestätigte er bereits. Und ich kann ihn verstehen. Entgegen meiner ansonsten romantischen Illusion, dass es doch auch für die Spieler ein wünschenswertes Ziel sein muss, sich die gesamte Karriere, nur einem Verein zu verpflichten. Schließlich wechselt auch kein Fan in den Zyklen seinen Verein. Bei den Spielern reden wir aber über Erfolg, Fakten, Perspektive und über viel Geld. Die Fans leben von Hoffnung, Illusion und Leidenschaft. Von Letzterem hat sich der Verein anstecken lassen. Es standen seit Roger Schmidt nicht mehr die sportlichen Fakten im Vordergrund, sondern die Illusion was man erreichen kann. Erreichen konnte. Die berechtigte Hoffnung ist weg, denn Ömer Toprak hat Recht.

Wenn es um den sportlichen Erfolg geht, um die Fakten also, dann geben die konstanten Qualifikationen zur Champions League Roger Schmidt recht. Geht es aber um die Kampfansagen, ist das nicht mehr der Anspruch. Die Dauerschleife aus Hoch- und Tiefpunkten, mit Glanzmomenten in der Champions League und kläglichen Ausscheiden aus dem DFB-Pokal sollte beiseitegelegt werden.

Da sich nicht nur die Fans sportliche Entwicklung erhofften und erwarteten, sondern auch die Spieler, drängt sich zwangsläufig die Frage auf, welche Konsequenzen die Spieler aus den letzten Jahren ziehen. Leverkusens Spieler sind begehrt. Es gibt keinen Leistungsträger über den es in den letzten Monaten keine Wechselgerüchte gab. Im besonderen Fokus stehen vor allem Chicharito, Çalhanoğlu, Brandt und Leno. Javier Hernández‘ Vertrag läuft bis 2018, Çalhanoğlus und Brandts bis 2019, eine Ausstiegsklausel soll ihm ein Wechsel vorher ermöglichen und Leno verlängerte erst vor kurzem bis 2020. Abgänge scheinen möglich und der Verein ist nicht in jeder Personalie in der besten Position, um diese zu verhindern. Sei es finanziell, z.B. durch das Nichterreichen der Championsleague oder vertraglich durch eine kurze Restlaufzeit oder eine vereinbarte Ausstiegsklausel.

Sollte es zu einem größeren Umbruch im Sommer kommen, steht der Verein schon wieder am Anfang einer langfristig angelegten Entwicklung. Und wohl immer noch mit Schmidt und denselben Phrasen.

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