13 Thesen zur Saison – Abrechnung

Zu Beginn der Saison habe ich mit dreizehn Thesen einen Ausblick auf die Saison gewagt, nun gibt es die Abbrechung.

1. Kein Jugendspieler wird den Sprung in die erste Mannschaft schaffen

„Vielleicht sind für Schreck, Bednarczyk und Co. ein oder zwei Einwechslungen in der 90. Minute drin, mehr aber auch nicht“ schrieb ich damals und behielt damit Recht. Innenverteidiger Jan Boller stand nur beim Pokalspiel gegen Heidenheim im Kader, blieb dort allerdings ohne Einsatz. Sam Schreck stand mehrmals ohne Einsatz im Kader, gegen Ludogorets und Larnaka wurde er sogar für die Startelf aufgestellt. So kam er auf 163 Minuten, einen bleibenden Effekt hatten die aber nicht. [1/1]

2. Der Vertrag mit Heiko Herrlich wird erstmal nicht verlängert

Der Hintergrund dieser These war eigentlich ein anderer. Denn ich nahm nicht an, dass er unter Probleme gerät und die sportlichen Argumente ausgehen, einerseits mit ihm zu verlängern und andererseits überhaupt an ihm festzuhalten. Vielmehr spekulierte ich, dass der Verein möglichst lange den Anreiz aufrechterhalten möchte, der dadurch gegeben war, dass bei einer Qualifikation für die Champions League sich der Vertrag automatisch verlängert hätte. Hätte man frühzeitig den Vertrag verlängert, wäre dieser Anreiz nicht mehr gegeben. Es kam bekanntlich anders, doch formal behielt ich Recht. Weder wurde der Vertrag während seiner Tätigkeit verlängert, noch kam es zu einer automatischen Verlängerung, da man ihm die Klausel vor kurzem abkaufte. [2/2]

3. Bellarabi wird in den wichtigen Partien keine Rolle mehr spielen

Hier war ich mir ziemlich sicher. Ich begründete es mit der schwachen Vorsaison und mit Herrlichs System, das ihm nicht so zugute kam wie Schmidts. Und die ersten Spiele bestätigten mich auch vollkommen in dieser These. Im ersten Pokalspiel gegen Pforzheim fiel er verletzt aus, gegen Gladbach kam er auf 13 Minuten, gegen Wolfsburg auf null, bei Bayern München fiel er hingegen auf, nicht aber wegen seiner acht Spielminuten, sondern aufgrund einer roten Karte am Ende dieser. Alles schien so, als behielte ich Recht.
Aber er schaffte die Rückkehr in den Kader. Zuerst noch unter Herrlich, im besonderen dann aber bis zu seiner Verletzung unter Peter Bosz. Nun ließe sich diskutieren, dass er aber in den entscheidenden Spielen der Saison eben nicht dar war. In Heidenheim war er kein Faktor, am Saisonende fiel er verletzt aus und gegen Krasnodar trifft beides zu. Im Hinspiel fiel er nicht besonders auf, im Rückspiel war er verletzt. Nichtsdestotrotz kam er in dieser Saison zurück, etablierte sich im Kader und überzeugte in Bosz‘ System. Ich finde, ich lag falsch. [2/3]

4. Größerer Erfolg, mehr Punkte und mehr Tore

Bayer 04 schloss auf einem Tabellenplatz höher ab und holte drei Punkte und elf Tore mehr. Weniger Gegentore nahm ich bewusst nicht in die These mit auf, das stellte sich als eine gute Entscheidung heraus. In der letzten Saison musste Leno 44mal hinter sich greifen, diese Saison gab es 52 Gegentore. Und schlussendlich qualifizierte sich die Mannschaft für die Champions League, zweifelsfrei ein höherer Erfolg als die Europa League. [3/4]

5. Lars Benders Zeit als Rechtsverteidiger ist vorbei

Lars Bender kam in dieser Saison auf 1.814 Minuten, verteilt auf 26 Spiele. 16 davon absolvierte er im Mittelfeld, 10 als Rechtsverteidiger. Ja, er spielte öfter im Mittelfeld als in der Vorsaison, aber nein, seine Zeit als Rechtsverteidiger endete nicht. [3/5]

6. Sportlich wird man Leno nicht vermissen

Lukáš Hrádecký fiel nie besonders auf dem Platz auf. Für einen Torhüter ist das grundsätzlich erstmal positiv. Es fällt mir zwar auch wahnsinnig schwer, mich an außergewöhnliche Paraden zurückzuerinnern, außerordentliche Fehltritte leistete er sich aber auch nicht. Zu Beginn der Saison fiel mir im Vergleich zu Leno seine mangelhafte Spieleröffnung auf, diese gefiel mir bei Leno immer gut, diesbezüglich hat er sich im Verlauf der Saison aber bessern können. [4/6]

7. In einigen Jahren wird man sich nicht mehr an diese Europa-League Saison erinnern

War da irgendwas? [5/7]

8. In der Winterpause wird kein Spieler verkauft

Es wurde zwar ein Spieler in der Winterpause abgegeben, doch Jakub Bednarczyk wechselte ablösefrei zu St. Pauli. [6/8]

9. Julian Brandt wird im Laufe der Saison mit mindestens acht Vereinen in Verbindung gebracht

In der elften Kalenderwoche wurde er mit Atlético Madrid, dem FC Bayern, Real Madrid und dem BVB in Verbindung gebracht, in der fünfzehnten Woche mit Juventus Turin, in der sechszehnten mit dem FC Liverpool, in der neunzehnten mit Paris St. Germain und letzte Woche mit Tottenham. Ich mag Vereine übersehen haben, auf acht Vereine komme ich dennoch. Dass alle Gerüchte sich auf jüngere Wochen aus diesem Jahr beschränken, ist dabei kein Zufall. Nicht nur, dass solche Spekulationen selbstverständlich kurz vor der dem Saisonende auftauchen, sie kamen auch zu seinem Leistungshoch nach der Umstellung unter Bosz. Ob er nun den Verein verlässt oder doch bleibt, soll mich an dieser Stelle aber noch nicht interessieren, das wird sich aber in Kürze zeigen. [7/9]

10. Tah bleibt fair

Tah blieb fair, holte allerdings vier gelbe Karten. Ich rechnete maximal mit drei und lag damit falsch. [7/10]

11. Setzt Henrichs sich nicht durch, ist er weg

Diese These hat sich schnell überlebt. Kurz nachdem ich meine Thesen publiziert habe, wurde sein Wechsel zum AS Monaco auch schon bekannt gegeben. Er hat für sich keine Zukunft in Leverkusen gesehen, Trainer Heiko Herrlich offensichtlich auch nicht. Er zog mit einem Transfer die direkte Konsequenz, die These daher trifft zu. [8/11]

12. Wer ist Rudi Völler?

Ich hätte mir wirklich eine ruhige Saison um Rudi Völler gewünscht. Aber er stand nicht nur durch die Ablösung von Jonas Boldt mehr im Fokus, er sorgte auch in dieser Saison für Eklats. Als er nach dem vorletzten Spieltag Schiedsrichter Deniz Aytekin Parteilichkeit unterstellte, war meine These endgültig negiert, eigentlich aber auch schon eher. So sprach er aufgebracht von einer „Sauerei“ als Patrick Wasserzieher die legitime Frage nach Herrlichs Zukunft stellte und ich erinnere mich auch noch an die Posse mit Marcus Lindemann nach dem Spiel gegen Schalke, wo es ein lustiges Hin- und Her gab, ein souveräner Auftritt sieht aber anders aus. Daher bleibt nur das Fazit, dass es schon Spielzeiten gab, wo er für mehr Negativpresse sorgte, ruhig war er aber in dieser Saison auch nicht. [8/12]

13. Jedvaj kann den Schwung aus der WM mitnehmen

Nein. In den ersten zehn Spieltagen kam er gerade mal auf vier Einsätze, es gelang ihm weder, den Schwung aus seiner ordentlichen Weltmeisterschaft zu Beginn der Saison mitzunehmen, noch die Phase zwischen dem zehnten und siebzehnten Spieltag nachhaltig zu nutzen, wo er stets spielte. Bei Tin Jedvaj lag die Hoffnung immer in einer verletzungsfreien Saison, in den vorherigen Jahren war die ihm nie gegönnt. Dieses Glück hatte er nun, weiterentwickeln konnte er sich trotzdem leider nicht. [8/13]


Zu Buche stehen also fünf falsche Thesen. Vor der Saison habe ich mich – wie viele andere Leverkusener Twitterer auch – an der Saisonspende beteiligt. Ich verpflichtete mich zu 10 Euro pro falscher These, zehn Euro wettete ich spontan noch während der sehr harten Hinrundenpartie in Gelsenkirchen darauf, dass mindestens ein Spieler unfreiwillig den Platz verlassen muss. Ich hatte Unrecht. Das machen 30 Euro für die Neven Subotic Stiftung und 30 Euro für den Förderverein des Fanprojekts Leverkusen.

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